Wie entsteht ein Scherenschnitt
   
  Ich brauche folgende Materialien, um einen Scherenschnitt zu machen:
  • spezielles Scherenschnittpapier aus dem Fachhandel, oder noch besser, von einem Scherenschnittkollegen, der ein dünneres, schöneres, aber auch teureres Papier selber verkauft. Es ist auf der einen Seite schwarz und auf der anderen fast weiss (weil es dünn ist, schimmert das schwarze durch)
  • ich brauche mindestens eine gute, kleine, feine, spitze Schere
  • etwas seltener brauche ich einen sogenannten Minicutter, das ist ein Japanmesser mit sehr kleiner Schneidfläche
  • dann brauche ich diverse Rahmen in allen Formen und Materialien. Wenn dann am Schluss trotzdem kein Rahmen passt, lasse ich einen machen
  • zum zeichnen brauche ich einen Bleistift, einen Gummi, Massstab und Zirkel
  • eine Schneidunterlage ist von Vorteil, aber nicht nötig
 

Ein Scherenschnitt entsteht manchmal im Kopf, aber bei mir meistens erst, wenn ich zu zeichnen angefangen habe. Will ich einen bestimmten Rahmen "füllen", so berechne ich erst die Grösse des Papiers. Danach entscheide ich, ob ich ein ganzes Bild ausschneide, oder ob ich das Papier einmal falte und einen symetrischen Schnitt mache.
Wenn ich ein ganzes Bild mache, dann nehme ich zum schneiden immer 2 Papiere, wegen des besseren Haltes und weil die schwarze Seite leiden würde, wenn man sie dauernd anfasst. Auf diese Weise bekomme ich immer gleich zwei Bilder spiegelbildlich. Mehr als 2 gleiche Bilder aber gibt es bei mir nicht, es sind immer Originale. Wenn Jemand ein gleiches Bild möchte, dann zeichne ich es neu und ändere es ein wenig ab, wenn es dann geschnitten ist, ist es sehr ähnlich, aber eben nicht gleich.
Mache ich einen symetrischen Schnitt, falte ich das Papier einmal und zeichne nur die Hälfte des Schnittes.
Alles was ich zeichne kommt aus meinem Kopf, ich zeichne höchstens einzelne Tiere oder ein Detail von irgendwo ab. Ich hätte keine Freude an einer Kopie, man darf ja auch nicht kopieren.
Bevor ich zu schneiden anfange, klebe ich die Ränder des Papieres mit Klebstreifen zusammen, damit das Bild während dem Schneiden nicht auseinander fällt und verrutscht.
Zuerst schneide ich alle kleinen Löcher und Schlitze, dann von innen her den Rest des Bildes. Ganz am Schluss kommt der geklebte Rand weg und dann werde ich immer ganz kribbelig, jetzt kann ich den Schnitt auseinanderfalten.
Vom fertigen Schnitt mache ich immer zwei Kopien mit dem Kopierapparat, die lege ich dann in einen Ordner und gebe ihm eine fortlaufende Nummer. Das mache ich, damit ich sehe, was ich schon alles gemacht habe und damit ich mit Kunden über einen neuen Schnitt diskutieren kann.
Zum Aufkleben benutze ich ein teures und dickes Zeichenpapier, damit das Bild auch lange schön bleibt, schliesslich ist das fertige Bild nicht billig. Ich brauche einen trocken- Leim- Stift. Das Aufkleben ist viel kniffliger als das Schneiden, finde ich. Zuerst messe ich auf dem Papier, das auf den Rahmen zugeschnitten ist, genau die Stelle ab, auf die der Schnitt kommt. Dann werden nur die breiteren Stellen mit Leim sparsam bestrichen. Wenn ich feine Sachen bestreichen will, mache ich das mit einem Zahnstocher, oder mit einer Nadel. Zum Aufkleben muss ich mich voll konzentrieren, denn wenn ich den Schnitt einmal auf dem Zeichenpapier habe, kann ich ihn kaum mehr verrutschen.
Zuletzt kommt noch ein Nummernschildchen auf das fertige Bild und auf einer Liste notiere ich den Preis, den ich haben möchte. Der Preis richtet sich nach Stundenaufwand (ich kann nur schätzen), nach Material (vor allem dem Rahmen), und auch ein wenig nach gefallen, zusammen.